Haut, Haare und Nägel

Hauterkrankungen mit Ekzem- und Schuppenbildung

Neurodermitis

Neurodermitis (atopisches Ekzem, endogenes Ekzem, atopische Dermatitis): Stark juckende, schubartig verlaufende, chronische Hautentzündung mit erblicher Komponente. In Deutschland leiden schätzungsweise 10–20 % der Kinder und etwa 5 % der Erwachsenen an einer Neurodermitis. Die meisten erkranken bereits im Säuglingsalter zwischen dem 3. und 6. Lebensmonat. Bei etwa der Hälfte der Kinder gehen die Beschwerden ab dem 4. Lebensjahr langsam zurück, in der Pubertät tritt oft eine weitere Besserung ein. Im Erwachsenenalter sind in 70 % der Fälle die Beschwerden vollständig abgeklungen. Unabhängig davon neigen die Betroffenen lebenslang zu trockener Problemhaut und zu allergisch bedingten atopischen Erkrankungen wie  Heuschnupfen, Allergien oder  Asthma. Darüber hinaus ist das Risiko verdoppelt, im Lauf des Lebens eine berufsbedingte Hauterkrankung zu entwickeln. Ursächlich spielen neben Umweltfaktoren wie Nahrung, Stress oder Wetter auch die Erbanlagen eine große Rolle.

Leitbeschwerden

  • Starker Juckreiz 
  • Bei Säuglingen und Kleinkindern: Unscharf begrenzte, gerötete und nässende Stellen mit Bläschen, überwiegend im Bereich von Gesicht und behaartem Kopf (Milchschorf) sowie an den Streckseiten von Armen und Beinen
  • Bei älteren Kindern und Erwachsenen: Unscharf begrenzte, bräunlich-rote Herde mit Knötchen und Schuppen, bevorzugt an den Gelenkbeugen sowie an Gesicht und Hals, symmetrisch auftretend. 

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn oben genannte Leitbeschwerden erstmals auftreten. 

Am nächsten Tag, wenn sich auf der entzündeten Haut gelbe Krusten bilden (Verdacht auf bakterielle Infektion). 

Sofort, wenn am ganzen Körper Bläschen und zusätzlich hohes Fieber auftreten (Verdacht auf virale Infektion). 

Die Erkrankung

Die Neurodermitis ist eine Hautkrankheit, bei deren Entstehung viele Faktoren eine Rolle spielen. Neben Umwelteinflüssen sind die Erbanlagen von großer Bedeutung. Es gibt mehrere Gene, die zur Entstehung der Krankheit beitragen. Etwa zwei Drittel der Krankheitsanfälligkeit werden durch sie bestimmt. Eine besondere Rolle spielen Veränderungen auf dem Chromosom 11, einer Gen-Variante, die in Europa 36 % der Bevölkerung tragen. Das Risiko, an einer Neurodermitis zu erkranken, liegt bei etwa 40 %, wenn ein Elternteil betroffen ist, und bei ungefähr 70 %, wenn beide Elternteile an einer Neurodermitis leiden. Auch Kinder von Eltern mit Heuschnupfen oder allergischem Asthma haben ein erhöhtes Risiko. Der hohe Hygienestandard in den Industrieländern scheint darüber hinaus das „Training“ des Immunsystems in den ersten Lebensmonaten zu behindern. Dies kann im späteren Leben zu Fehlreaktionen des Immunsystems führen. 

Allergene wie Hausstaubmilben, Blütenpollen oder Tierhaare können einen akuten Neurodermitisschub auslösen, wenn eine Veranlagung für Allergien besteht. Weitere Faktoren, die eine Neurodermitis begünstigen, sind unter anderem Infektionen (z. B. Erkältungskrankheiten, Virusgrippe), Stress, Erschöpfung, Schlafmangel, Reizstoffe (z. B. Kosmetika, Schweiß, raue Kleidung, Waschmittelrückstände in der Kleidung), extreme Wärme oder Kälte, klimatische und jahreszeitliche Einflüsse (Frühjahr, Herbst) sowie saure und scharfe Nahrungsmittel. 

Auch außerhalb eines akuten Schubs zeigt die Haut von Neurodermitikern verschiedene Auffälligkeiten: Sie bildet vermindert Talg und leidet unter einem Mangel an bestimmten Fettstoffen. Die Bindung von Wasser ist reduziert, die Schweißabsonderung oft vermindert, gelegentlich auch verstärkt. Diese Veränderungen gehen mit einer Störung der Hautbarriere einher. Die Haut wird dadurch anfälliger für Infektionen, außerdem durchlässiger für Schadstoffe und Allergene. 

Die Neurodermitis ist keine Allergie, gehört aber wie einige besonders häufige Allergien zu den atopischen Erkrankungen. 

Die Neurodermitis äußert sich in jedem Lebensalter unterschiedlich. Säuglinge leiden v. a. unter Bläschen und nässenden Rötungen im Gesicht und am behaarten Kopf, die Krusten bilden. Da sie wie verbrannte Milch aussehen, werden sie oft als Milchschorf bezeichnet. Etwa ab dem 2. bis 3. Lebensjahr bis hinein ins Erwachsenenalter tritt die Neurodermitis bevorzugt an den Beugeseiten von Armen und Beinen (v. a. Ellenbeugen und Kniekehlen), aber auch an Gesicht und Hals auf. Da Neurodermitis erblich beginnt sein kann, ist es wichtig, gefährdete Kinder schon im Säuglingsalter vorbeugend zu behandeln. Eine etwaige Neurodermitis kann so hinausgezögert werden, und die Auswirkungen lassen sich so eingrenzen.

Bei akuten Schüben werden diese Hautbereiche rot und schuppig. Im Laufe der Zeit bildet sich durch ständiges Aufkratzen dickere und gröbere „Elefantenhaut“ Lichenifikation). Nässende Hautbereiche treten dagegen kaum noch auf. Altersunabhängig gehen die Hautentzündungen mit heftigem Juckreiz einher. Kratzen kann die Dauer eines akuten Schubes verlängern und auch einen erneuten Schub auslösen. Bei vielen Betroffenen führen der Juckreiz und die sichtbaren Hautveränderungen zu einer starken seelischen Belastung, die den Krankheitsverlauf weiter verschlimmern kann. 

Bei Neurodermitikern kommt es leichter zu bakteriellen Infektionen der Haut, insbesondere durch Staphylokokken. Hinweis dafür sind Bläschen, die eine klare gelbliche Flüssigkeit absondern, manchmal unangenehm riechen und gelbliche Krusten bilden (Impetigo contagiosa). Auch das Herpes-simplex-Virus kann sich ausbreiten und ein schweres herpetisches Ekzem (Eczema herpeticatum) mit hohem Fieber, Bläschen am ganzen Körper und beeinträchtigtem Allgemeinbefinden hervorrufen. Eine Behandlung im Krankenhaus ist dann erforderlich.

Infektionen der neurodermitischen Haut durch Bakterien, Viren oder Pilze sind kein Zeichen mangelnder Hygiene. Im Gegenteil: Übertriebenes Baden, Duschen und Waschen trocknet die Haut zusätzlich aus und beeinträchtigt deren ohnehin schon eingeschränkte Widerstandsfähigkeit. 

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Zur gezielten Behandlung versucht der Arzt, den individuellen Schubauslöser herauszufinden, indem er den Patienten oder dessen Eltern ausführlich befragt oder ein [Neurodermitis-]Tagebuch führen lässt. Darin werden täglich der Hautzustand, das Auftreten von Juckreiz, erfolgte Behandlungsmaßnahmen, eventueller Stress, verzehrte Nahrungsmittel und andere Besonderheiten eingetragen. Zusätzlich führt der Arzt eine Allergiediagnostik durch. 

Zur Diagnosesicherung hilft dem Arzt auch der weiße Dermografismus: Während gesunde Haut bei einem Kratzer (z. B. mit einem Holzspatel) mit einem geröteten Strich reagiert, zeigt die Haut eines Neurodermitikers binnen 10 Sekunden einen weißen Strich. Zusätzlich finden sich bei Neurodermitiskranken oft weitere äußere Merkmale: ausgedünnte und verkürzte Augenbrauen, eine doppelte untere Lidfalte (Dennie-Morgan-Falte) sowie vergröberte Hautfalten. 

Therapie. Neurodermitis ist nicht heilbar, mit den heutigen Medikamenten lässt sie sich jedoch gut behandeln. Bei akuten Schüben helfen kortisonhaltige Salben (z. B. Hydrocortisonbutyrat in Alfason Salbe, Prednicarbat in Dermatop® Salbe). Am Abend angewendet, wirken sie am besten. Zur Minimierung von Nebenwirkungen wird Kortison meistens nur kurzzeitig und im Wechsel mit einem wirkstofffreien Basispräparat (siehe unten) angewendet. Als Alternative sind neuerdings auch lokal wirksame Immunsuppressiva verfügbar, z. B. Tacrolimus (in Protopic®Salbe) und Pimecrolimus (in Elidel®1% Creme). Ob diese Präparate jedoch besser sind als Kortison und welche Langzeitnebenwirkungen sie haben, bleibt abzuwarten. 

Bei leichten Schüben helfen kortisonfreie Entzündungshemmer wie Schieferölpräparate (z. B. Ichthosin® Creme), Gerbstoffpräparate (z. B. Tannolact®) oder Bufexamac (z. B. in Parfenac® Creme), die gleichzeitig den Juckreiz stillen. Ist der Juckreiz stark ausgeprägt, kann zudem ein Antihistaminikum helfen.

Bei schweren Schüben verordnet der Arzt Kortison oder Immunsuppressiva (z. B. Ciclosporin) zum Einnehmen. 

Wenn sich Kratzstellen bakteriell infizieren, sind Antibiotika zum Auftragen auf die Haut oder zum Einnehmen angezeigt (z. B. Cefalexin). 

Neuesten Erkenntnissen zufolge könnten Neurodermitis-Patienten künftig von der Hyposensibilisierung profitieren – einer Immuntherapie, die Ärzte zur Behandlung von Allergien einsetzen. Dabei wird der Körper schrittweise an den allergieauslösenden Stoff gewöhnt. Weist der Hautarzt mit dem so genannten Atopie-Patch-Test ein Neurodermitis auslösendes Allergen sicher nach, können spezialisierte Allergologen Patienten immuntherapeutisch dagegen behandeln und so Beschwerden lindern. Beim Atopie-Patch-Test klebt der Arzt dem Patienten ein Pflaster mit einem verdächtigen Allergen – z. B. Hausstaubmilben, Tierhaare oder Pollen – auf die intakte Rückenhaut. Bei Neurodermitikern entsteht dort dosisabhängig ein Ekzem. Dies zeigt, welches Allergen der Patient unbedingt meiden muss. Als Auslöser eines Neurodermitits-Schubs können auch Allergene aus der Nahrung in Frage kommen wie Hühnerei, Nüsse, bestimmte Früchte oder Milchprodukte.

Selbstbehandlung

Hautpflege. Das A und O bei der Behandlung der Neurodermitis ist die sorgfältige Hautpflege (Basispflege), um die Schutzfunktion der Haut zu verbessern. So lässt sich das Auftreten akuter Schübe und der Bedarf an Medikamenten verringern. 

Empfehlenswert sind alle Maßnahmen, die den Fett- und Feuchtigkeitsgehalt der Haut erhöhen, wie z. B. Basiscremes mit Zusatz von Harnstoff oder rückfettenden Omega-Fettsäuren. Welche Cremes, Salben und Lotionen am besten helfen, ist individuell verschieden und lässt sich nur durch Austesten herausfinden. Wer die Pflegepräparate im Kühlschrank aufbewahrt, kann zusätzlich den juckreizlindernden Effekt von Kälte nutzen. 

Entscheidend ist die regelmäßige und dauerhafte Pflege auch außerhalb akuter Schübe – und besonders auch nach jedem Baden oder Duschen. Tagsüber raten Ärzte zu wasserreichen Pflegeprodukten (O/W-Emulsionen) da diese die Atmung der Haut nicht behindern. Nachts sind dagegen fettreiche Produkte von Vorteil (reichhaltige O/W-Emulsionen oder W/O-Emulsionen). Besonders trockene und strapazierte Hautstellen (z. B. Hände, Füße) profitieren auch tagsüber von einer fettreichen Creme oder Salbe. Ungeeignet zur Dauerpflege sind Öle, da sie bei längerer Anwendung die Haut austrocknen; auch reine Vaseline und Melkfett, das oft als Geheimtipp gehandelt wird, haben sich als ungünstig erwiesen. 

Für Duschen wie Baden gilt: eher kurz, selten und kühl. Generell ist Duschen dem Baden vorzuziehen, da es die Haut weniger austrocknet. Baden in Hallen- und Freibädern ist besonders ungünstig, weil die Haut durch die Desinfektionsmittel im Wasser stark strapaziert wird; viele Betroffene verzichten deshalb generell darauf. 

Beim Duschen empfiehlt es sich, auf rückfettende, ölhaltige Produkte zurückzugreifen (z. B. Eucerin® DuschölBalmandol ÖlbadEucerin® Handwaschöl). Zwischen dem Abtrocknen und anschließenden Eincremen sollten nicht mehr als 3 Minuten liegen – die Haut ist in dieser Zeitspanne besonders aufnahmefähig für Fett und Wirkstoffe. 

Beim Baden gibt es ölhaltige Badezusätze, bei denen sich das Öl entweder im Wasser verteilt oder auf der Oberfläche schwimmt – letztere enthalten weniger Emulgatoren und sind deshalb besser verträglich. Bei empfindlicher Kinderhaut ist ein Vollbad in der Woche völlig ausreichend.

Allergenkarenz. Bekannte Allergene wie Pollen, Hausstaub oder Tierhaare zu meiden gehört zu den wichtigsten Maßnahmen der Selbsthilfe. Empfehlungen dazu finden Sie bei Allergien. 

Ernährung. Bei 60 % der betroffenen Kinder und 10 % der Erwachsenen sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten nachweisbar. In diesem Fall ist es ratsam, den Speiseplan maßvoll umzustellen. Eine mediterrane Vollwerternährung ist sinnvoll, entbindet aber nicht von der Notwendigkeit, auf Problemlebensmittel besonders zu achten: Für viele Betroffene sind das neben Nüssen auch das so wertvolle Obst. Denn Fruchtsäuren, reichlich beispielsweise enthalten in Zitrusfrüchten oder sauren Äpfeln, kann die Symptomatik verschlechtern. Hier ist ein Verzicht oft ratsam. 

Auch scharfe Gewürze verstärken oft die Beschwerden, da sie die Hautdurchblutung steigern. 

Mittels Heilfasten lässt sich manchmal eine Verbesserung der Neurodermitis erzielen. Diese „Heilwirkung“ ist aber nur vorübergehend, weshalb Heilfasten nur sinnvoll ist, wenn gleichzeitig andere Therapiestrategien zur Anwendung kommen, wie z. B. neue Pflegeprodukte. 

Es gibt keine allgemeingültige Diät zur Behandlung von Neurodermitis. 

Entspannung. Da die psychische Verfassung eine wichtige Rolle bei der Neurodermitisbewältigung spielt, sollten chronische Stresssituationen gemieden oder gezielt bewältigt werden. Sinnvoll ist das Erlernen einer Entspannungsmethode wie Autogenes Training, die auch dabei helfen kann, den Teufelskreis von Jucken-Kratzen-Entzündung zu unterbrechen. 

Kleidung. Textilien aus tierischen Fasern (Wolle, Pelze) verstärken oft die Beschwerden. Empfehlenswert ist weiche, locker sitzende Kleidung aus naturbelassener Baumwolle oder Leinen. Bei häufig auftretenden Staphylokokken-Infektionen reduzieren silberbeschichtete Spezialstoffe (Padycare®) das Risiko neuer bakterieller Hautinfektionen. 

Juckreiz. Ein Aufkratzen der erkrankten Haut zu vermeiden ist ebenso wichtig wie schwierig. V. a. nachts neigen viele Neurodermitiker zu heftigen Kratzattacken im Halbschlaf, die sich kaum kontrollieren lassen. Hier hilft es, die Fingernägel kurz zu halten. Tagsüber gelingt es bei mäßigem Juckreiz oft, die betroffenen Hautstellen durch leichtes Drücken, Massieren oder Kneifen zu beruhigen. Starker Juckreiz lässt sich manchmal durch Auflegen eines kalten Waschlappens lindern. 

Vorsorge

Vielerorts gibt es Neurodermitis-Schulungen und -kuren, die in Modellprojekten erfolgreich erprobt wurden. In diesen Schulungen lernen die Betroffenen bzw. deren Eltern, besser mit der Krankheit umzugehen, die Haut selbst zu pflegen und zu behandeln und so insgesamt eine höhere Lebensqualität zu erreichen. 

Auf Antrag übernehmen viele Krankenkassen die Kosten für Neurodermitis-Schulungen oder -kuren.

Wenn Eltern unter  atopischen Erkrankungen oder Allergien leiden, helfen einige Vorsorgemaßnahmen, das Neurodermitisrisiko bei den Kindern zu senken, so z. B. ein längeres, in den ersten 6 Monaten möglichst ausschließliches Stillen. Auch ein Rauchverzicht in der Schwangerschaft und im Säuglingsalter hat einen positiven Einfluss. 

Komplementärmedizin

In der Naturheilkunde wird Neurodermitis weniger als Hauterkrankung, sondern vielmehr als Hinweis auf einen gestörten Stoffwechsel oder ein überlastetes Immunsystem gesehen. Eine Vielzahl naturheilkundlicher Verfahren wird angeboten, von der Eigenbluttherapie über die Darmsanierung bis hin zu Bioresonanzverfahren, wobei nur für einige dieser Therapien wissenschaftlich fundierte Wirknachweise existieren. 

Klimatherapie. Erwiesen ist der positive Effekt von Klimawechsel und Aufenthalten an Orten mit allergenarmem Reizklima, z. B. auf den Nordsee-Inseln, in höheren Berglagen oder am Toten Meer. Die Frühjahrs- und Herbstmonate sind dafür besonders geeignet. 

Lichttherapie. Blaulicht lindert den Juckreiz bei akuten Ekzemen, insbesondere Kinder schlafen dadurch besser ein. Schwere Verlaufsformen lassen sich oft mit langwelligem UVA1-Licht ohne Wärmestrahlung erfolgreich therapieren.

Balneophototherapie. Bei chronischer Neurodermitis empfiehlt sich auch die Balneophototherapie, die die Bedingungen des Toten Meers simuliert. Dabei badet der Patient in einer Lösung mit hohem Sole und Mineralstoffgehalt (Starksole), während er gleichzeitig mit UV-Licht bestrahlt wird. Leider ist die Balneophototherapie derzeit nur bei der Schuppenflechte, aber noch nicht bei der Neurodermitis Kassenleistung (Stand Ende 2008).

Hydrotherapie. Entzündungshemmend wirken Umschläge mit kaltem abgekochten Wasser, die alle 5 Minuten erneuert werden, auch Umschläge mit Kamillen- oder Malventee sowie Quarkwickel (solange die Haut nicht offen und blutig ist) zur Kühlung und Rückfettung der Haut haben sich bewährt. Lauwarme Bäder, z. B. mit Zusätzen von Milch (außer bei Milchallergie!) und 1 EL Olivenöl, abgekochter Eichenrinde Kamillentee oder Weizenkleie sind bei akuten Neurodermitisschüben empfehlenswert. Chronische Ekzeme reagieren dagegen besser auf Ölbäder; sie wirken am besten, wenn das Öl erst nach 5 Minuten Badezeit dem Wasser zugesetzt wird. Für trockene und verdickte Haut eignen sich auch Sole-Bäder mit einem Salzgehalt von 1,5–6 %. Die Badedauer sollte 5–10 Minuten nicht übersteigern. Nach dem Bad empfiehlt sich eine einstündige Bettruhe, anschließend wird die Haut mit klarem Wasser abgeduscht und eingecremt.

Wechselbäder (Kneippsche Güsse). Ergänzend sind Kneippsche Verfahren wie die morgendliche kalte Dusche oder Wechselbäder sinnvoll, da sie das Immunsystem stärken und darüber hinaus körpereigenes Kortison mobilisieren. 

Pflanzenheilkunde. Hier wird zwischen nässenden Ekzemen und trockenen Hautausschlägen unterschieden. Bei Ersteren helfen Kompressen aus Teeaufgüssen, z. B. nicht aromatisiertem schwarzen Tee (1 EL pro 0,5 l Wasser, 10–15 Minuten ziehen lassen), aus EichenrindeKamille oder Stiefmütterchenkraut. Auch pflanzliche Extrakte wie KamilleJohanniskrautöl oder Hamamelis in Pasten oder Lotionen (Deskin® Lotio) bringen oft Linderung. Trockene Haut behandelt man besser mit Salben aus Nachtkerzensamenöl (z. B. Laceran® Omega Fettsalbe) oder Kamillenextrakt (z. B. Robugen® Kamillensalbe). Die Pflanze Galphimia glauca erwies sich als wirksam gegen allergische Erkrankungen, sie wird von einigen Stämmen im Regenwald Brasiliens gegen Allergien eingesetzt. 

Homöopathie. Verwendet werden sehr stark verdünnte Wirkstoffe. Bei nässender, juckender Haut empfiehlt die Homöopathie Daphne mezereum oder – v. a. im Kopfbereich – Nerium oleander, sofern sich Neurodermitiker wund kratzen auch Kreosotum. Für trockene, rissige Haut wird AluminaPetroleum oder Lycopdium, bei krustigen Ekzemen auch Graphites empfohlen. 

Akupunktur. Die Nadelung von Akupunkturpunkten beeinflusst weniger den Juckreiz als vielmehr den vegetativen Allgemeinzustand. 

Psychotherapie. Die ganzheitliche Wahrnehmung des Patienten kann bei allergischen Erkrankungen wie der Neurodermitis sehr hilfreich sein. Als gezielte Behandlung bieten sich verhaltenstherapeutische Maßnahmen an, um das Kratzen zu reduzieren und Alternativverhalten zu erlernen. Auch Hypnose zeigt beachtliche Erfolge, wenn es um die Bewältigung des Juckreizes geht. 

Weiterführende Informationen

  • www.dgk.de – Suchbegriff Neurodermitis: Internetseite des Deutschen Grünen Kreuzes e. V., Marburg: Umfangreicher und von Herstellerfirmen unabhängiger Überblick über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. 
  • www.dnb-ev.de – Deutscher Neurodermitis-Bund e. V., Hamburg: Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Infos für Betroffene. 
  • www.neurodermitis.net – Bundesverband Neurodermitiskranker in Deutschland e. V., Boppard: Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Infos für Betroffene. 
  • www.neurodermitisschulung.de – Arbeitsgemeinschaft Neurodermitis-Schulung e. V. (AGNES, Berlin): Bietet Informationen zu Neurodermitisschulungen und für Mitglieder Kontaktadressen von Neurodermitistrainern aus der Umgebung. 
  • www.jucknix.de – unabhängiges deutsches Neurodermitis-Portal.
  • M. Hellermann: Neurodermitis bei Kindern. Trias, 2004. Gut geschriebener Ratgeber, der hilft, Auslöser zu erkennen und Kinder vor einem Schub zu schützen. 

| Von: Dr. Ute Koch, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Schuppenflechte

Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris): Chronische, meist schubweise auftretende Hautkrankheit mit starker Schuppenbildung. Häufig zeigen sich auch krankhafte Nagelveränderungen. Als Ursache wird eine erblich bedingte Autoimmunerkrankung angenommen, die bei bakteriellen Infekten, Stress, Einnahme bestimmter Medikamente oder anderen Auslösern zum Ausbruch kommt und zu einer massiv beschleunigten Zellerneuerung in der Oberhaut führt. An einer Schuppenflechte leiden etwa 2–3 % der Bevölkerung, wobei kein Lebensalter besonders bevorzugt ist.

Die Erkrankung verläuft individuell verschieden. Bei etwa einem Viertel der Betroffenen tritt die Schuppenflechte nur ein Mal auf, bei anderen wechseln sich Krankheitsschübe und belastungsfreie Phasen ab. Die Schuppenflechte ist nicht heilbar, lässt sich aber gut behandeln.

Abzugrenzen sind eine Reihe seltener, eigenständiger Hautkrankheiten, die Mediziner unter dem Begriff Parapsoriasis zusammenfassen und deren Hautveränderungen denen einer Schuppenflechte gleichen. Beispiele hierfür sind Parapsoriasis guttata (Pityriasis lichenoides) und Parapsoriasis enplaques (Morbus Brocq). Die Diagnose wird in aller Regel anhand einer Gewebeprobe gestellt. Die Behandlung einer Parapsoriasis ähnelt der einer Schuppenflechte.

Leitbeschwerden

  • Scharf begrenzte, gerötete Herde mit silbrig-grauen Schuppen, v. a. an den Streckseiten der Arme und Beine (Ellenbogen, Knie), den Handinnenflächen und Fußsohlen, den Nägeln und am behaarten Kopf
  • Krank aussehende Nägel
  • Manchmal Juckreiz.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn Verdacht auf Schuppenflechte besteht.

Heute noch, wenn Eiterpusteln auftreten.

Die Erkrankung

Bei der Schuppenflechte richtet sich das körpereigene Abwehrsystem, insbesondere die T-Lymphozyten, gegen die Zellen der Oberhaut. Dadurch kommt es in der Oberhaut zu einer Entzündung mit einer beschleunigten Zellteilung (Zellproliferation). Während eine Oberhautzelle in gesunder Haut unterhalb von etwa 30 Tagen von der Keimschicht zur Hautoberfläche wandert, ist dieser Vorgang bei der Schuppenflechte auf etwa 4–8 Tage verkürzt. Dies führt in den betreffenden Regionen zu einer Verdickung der Haut und starker Schuppung. Typische Merkmale sind Anhäufungen silbrig-weißer Schuppen auf scharf begrenzten, runden, leicht erhabenen, rötlichen Flecken. Solche Schuppenherde werden auch Plaques genannt. Insgesamt ist die Haut trocken und neigt zu schmerzhaften Rissen.

Schuppenherde sind meistens münz- bis handtellergroß, manchmal auch deutlich kleiner. Sie können sowohl als einzelne, scharf begrenzte Flecken auftreten als auch großflächig zusammenfließen (konfluieren) und ganze Körperpartien bedecken. Typischerweise sind die Herde an beiden Körperhälften symmetrisch ausgeprägt. Häufig besteht Juckreiz. Bei etwa der Hälfte der Patienten kommen krankhafte Nagelveränderungen in Form von gelblichen Verfärbungen (Ölflecknägel), grübchenförmigen Einsenkungen (Tüpfelnägel) oder schlimmstenfalls zerbröckelnden Krümelnägeln hinzu.

Das Schuppenmaterial enthält antibakterielle Proteine. Daher schützt die Schuppenflechte ein Stück weit vor Hautinfektionen durch Bakterien und Viren. Man vermutet, dass die genetische Veranlagung für eine Schuppenflechte aufgrund dieses Vorteils so weit verbreitet ist.

Krankheitsschübe treten v. a. in der Herbst- und Winterzeit auf, wenn die Haut durch trockene Heizungsluft und widrige Wetterverhältnisse belastet ist. In den Sommermonaten kommt es dagegen häufig zu einer Besserung. Einen negativen Einfluss haben Stress, Infekte und bestimmte Grunderkrankungen, z. B. Diabetes oder eine HIV-Infektion. Ebenso können physikalische Faktoren (exzessives Sonnenbaden), chemische Reize (Kosmetika, Lösungsmittel), Medikamente (Betablocker, ACE-Hemmer, Lithium, Malariamittel, Rheumamittel) oder Genussmittel (Alkohol, Nikotin) akute Schübe auslösen oder einen bestehenden Schub verschlimmern.

Als Komplikation der Schuppenflechte tritt bei mindestens 5 % der Betroffenen eine Psoriasis-Arthritis (Psoriasis arthropathica) auf, bei der es zu einer Gelenkbeteiligung (insbesondere an Fingern und Zehen, Knie- und Hüftgelenken) mit schmerzhaften Entzündungen bis hin zur Gelenkverformung kommt. Häufig leiden diese Patienten an einer Psoriasis inversa, die v. a. die Analfalte, die Genitalregion, den Bauchnabel, die Handflächen, die Fußsohlen und die Nägel befällt. Weitere, äußerst seltene, aber schwere Sonderformen sind die psoriatische Erythrodermie, bei der die gesamte Haut gerötet und mit Schuppen bedeckt ist, und die Psoriasis pustulosa (0,5–2,5 %), die mit der Bildung von Eiterpusteln einhergeht und bei einem Befall des gesamten Körpers tödlich verlaufen kann.

Auch besteht bei Patienten mit Schuppenflechte ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wissenschaftler ermittelten ein gegenüber Gesunden um 10 bis 30 Prozent erhöhtes Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden oder daran zu sterben. Dabei ist die Gefahr umso größer, je schwerer die Symptome der Schuppenflechte ausgeprägt sind.

Das macht der Arzt

Die Krankengeschichte und die typischen Hautveränderungen reichen häufig aus, um die Diagnose zu stellen. Die Schuppenflechte zeigt einige charakteristische Phänomene: So wird die Schuppenschicht bei leichtem Kratzen heller, ähnlich wie bei einem Kerzenwachsfleck (Kerzenfleckphänomen). Werden Schuppen entfernt, erscheint ein glänzendes letztes Häutchen, nach weiterem Kratzen zeigen sich winzige punktförmige Blutungen (blutiger Tau). Zweifelt der Hautarzt dennoch an der Diagnose, entnimmt er unter örtlicher Betäubung eine kleine Hautprobe (Biopsie).

Bei einem akuten Psoriasisschub müssen zunächst die Schuppen abgelöst und die darunterliegenden, verdickten Hautstellen aufgeweicht werden. Hierzu dient 5%ige Salicylvaseline. Außerdem verwendet man spezifische Antipsoriatika wie das Vitamin-D-haltige Psorcutan®, das die beschleunigte Hautneubildung verlangsamt. Vergleichbar wirken Vitamin-A-ähnliche Mittel, die Retinoide (z. B. Tazaroten in Zorac®Gel). Da sie die gesunde Haut reizen, dürfen sie ausschließlich auf die erkrankten Hautareale aufgebracht werden.

Ein weiterer Wirkstoff ist Dithranol (z. B. in Psoralon®). Er verbleibt bei der Minutentherapie in hoher Konzentration 1–20 Minuten auf der Haut. Bei der klassischen Therapie wird er in niedriger Konzentration halb- oder ganztägig angewendet. Dithranol ist dafür bekannt, dass es die Haut wie auch sämtliche Kleidung, mit denen es in Berührung kommt, intensiv braun verfärbt. In neueren Zubereitungen (Micanol®) ist es gelungen, diese lästige Nebenwirkung zu mildern. In manchen Fällen führt Dithranol zu einer starken Reizung und Rötung der Haut, die sich jedoch durch Kombination mit einem Teerpräparat lindern lässt. In Verbindung mit Harnstoff (in Psoradexan®mite) wird Dithranol besser in die Haut aufgenommen.

Teerpräparate, die sich seit über 100 Jahren bei der Behandlung der Psoriasis bewährt haben, sind in letzter Zeit wegen ihrer möglicherweise krebsfördernden Wirkung in Verruf geraten. Einige „unverdächtige“ Präparate (z. B. Tarmed® Lösung) sind jedoch noch selten in Gebrauch. Sie zeigen eine gute Wirkung auf die Entzündungsaktivität und den begleitenden Juckreiz.

2015 hat der oral einzunehmende Wirkstoff Apremilast (Otezla®) zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer chronischer Plaques-Psoriasis bei erwachsenen Patienten die Zulassung erhalten. In Studien fanden sich deutliche Befundverbesserungen, auch in zuvor kaum therapeutisch beeinflussbaren Fällen. 2016 informierte der Hersteller jedoch über Fälle von Suizidgedanken und suizidalem Verhalten bei Patienten, die mit Apremilast behandelt wurden. Nutzen und Risiko von Apremilast sind deshalb sorgfältig abzuwägen, insbesondere bei Patienten, die in der Vergangenheit bereits an psychiatrischen Beschwerden litten oder andere Arzneimittel einnehmen, die auf die Psyche wirken können. Die Behandlung mit Apremilast sollte abgebrochen werden, wenn psychische Beschwerden oder Suizidgedanken auftreten. Betroffene, Angehörige oder Pflegekräfte sollten den behandelnden Arzt über festgestellte Verhaltensänderungen, Stimmungswandel oder Anzeichen von Suizidgedanken informieren.

Lichttherapie. An erster Stelle steht die PUVA-Therapie: Hierbei wird die Haut durch den Wirkstoff Psoralen gegenüber UVA-Licht empfindlicher gemacht und anschließend bestrahlt (PUVA = Psolaren + UVA). In Tablettenform, als Badezusatz oder Creme verabreicht, hemmt Psoralen unter dem Einfluss der UV-Strahlen die vermehrte Bildung von Hautzellen. Die PUVA-Therapie erfolgt im Anfangsstadium viermal, später zwei- bis dreimal wöchentlich. Die Heliotherapie arbeitet mit natürlicher Sonnenbestrahlung; diese und die selektive UVB-Therapie bzw. Schmalband-UVB-Bestrahlung helfen meist bei Schuppenflechte. Die Bestrahlung mit UVB-Licht ist auch als Heimbehandlung möglich und vergleichbar effektiv wie im Therapiezentrum.

Die UV-Bestrahlung sollte immer ein Fachmann vornehmen, da es einige Formen und Stadien der Schuppenflechte gibt, bei denen die Lichttherapie nicht geeignet ist.

Balneophototherapie. Ähnlich gute Erfolge wie die PUVA-Therapie erzielt die Balneophototherapie, eine Kombination aus medizinischen Bädern und UV-Strahlung. Sowohl pflanzliche als auch mineralische Zusätze wie Kohlensäure, Schwefel oder Sole sorgen für die Therapiewirkung der Bäder. Nachdem Studien die Wirksamkeit dieser Therapie belegt haben, ist sie seit Mitte 2008 bei schweren Formen der Schuppenflechte Kassenleistung.

Versagen die genannten Behandlungsmethoden, kommen Kortisonpräparate (z. B. Betamethason in Betagalen® Salbe) zum Einsatz. Sie eignen sich auch zur Anwendung am behaarten Kopf und an miterkrankten Finger- oder Zehennägeln. Kortison wirkt stark antientzündlich und hemmt zudem die überschießende Zellteilung. Ist eine Behandlung über einen längeren Zeitraum erforderlich, geschieht dies abwechselnd mit einem wirkstofffreien Basispräparat. Eine längerfristige Kortisonbehandlung muss ausschleichend (allmählich sinkende Dosis oder Wechsel auf ein schwächeres Kortison) beendet werden, weil sonst die Hautveränderungen an gleicher Stelle verstärkt wieder auftreten (Rebound-Phänomen).

Besonders schwere und hartnäckige Formen der Schuppenflechte erfordern gelegentlich eine systemische Behandlung mit Medikamenten, die in das Immunsystem eingreifen, z. B. Methotrexat, Ciclosporin A oder Remicade®. Diese hochwirksame, aber auch nebenwirkungsreiche Therapiemethode wird meist in Spezialambulanzen durchgeführt, die an Universitätskliniken angeschlossen sind. Mit weniger Nebenwirkungen sind Fumarsäurepräparate (z. B. Panaclar®) behaftet, die ebenfalls auf das Immunsystem wirken.

Behandlung kardiovaskulärer Symptome. Aufgrund der Tatsache, dass eine Schuppenflechte ein erhöhtes Risiko birgt an einem Herz-Kreislauf-Leiden zu erkranken oder zu sterben, sollten Ärzte konsequent entsprechende Symptome behandeln.

Selbstbehandlung

Hautpflege. Wichtig ist eine gewissenhafte Reinigung und Pflege der Haut (Pflegetipps für trockene Haut). Besonders geeignet sind Präparate mit feuchtigkeitsbindendem Harnstoff. Bei der Wahl der richtigen Reinigungs- und Pflegeprodukte sollten sich Betroffene vom Hautarzt beraten lassen. Meist bessert sich die Schuppenflechte in den Sommermonaten, v. a. beim Baden im Meer. Auch Vollbäder mit Salz vom Toten Meer sollen einen günstigen Einfluss haben.

Kleidung. Schuppenherde treten häufig dort auf, wo Kleidung auf der Haut kratzt und reibt. Weiche, nicht scheuernde Kleidung hilft deshalb, die Ausbreitung der Erkrankung einzudämmen.

Ernährung. Treten Schuppenherde nach dem Genuss bestimmter Nahrungsmittel auf, sollte man auf diese verzichten. Insbesondere Alkohol ist mit Vorsicht zu genießen – nicht selten erfolgt ein akuter Schub nach ausgiebigem Alkoholkonsum. Generell empfiehlt sich eine vollwertige Ernährung mit viel Rohkost.

Vorsorge

Stress und psychische Probleme verstärken Krankheitsschübe. Entspannung und Stressabbau sind daher wichtige Bestandteile der Selbstbehandlung. Neben ausreichend Schlaf und reichlich Bewegung an der frischen Luft empfiehlt sich auch das Erlernen eines Entspannungsverfahrens. Trotzdem läßt sich die Erkrankung nicht darauf zurückführen, dass die Betroffenen Stress besonders schlecht bewältigen.

Komplementärmedizin

Die Komplementärmedizin sieht die Psoriasis als Folge einer Stoffwechselentgleisung und bietet entsprechende Therapieansätze an.

Hydrotherapie. Insbesondere Bäder mit den Zusätzen von Sole oder Schwefel sind aufgrund ihrer schuppenlösenden Wirkung empfehlenswert. Milch-Molke-Bäder lindern den Juckreiz, feuchte Umschläge mit Brennnesseltee dämpfen die Entzündung. Dass auch Sauna-Besuche die Beschwerden bessern können, wird ihrer durchblutungsfördernden und schweißtreibenden Wirkung zugeschrieben.

Pflanzenheilkunde. Um den Stoffwechsel zu normalisieren, bieten sich Teemischungen aus Sennesblättern, Kümmel, Kamillenblüten und Bittersüß oder alternativ aus Bittersüß, Brennnesselblättern, Löwenzahnwurzel, Sennesblättern, Fenchel und Sandsegge an, die über 4 Wochen zweimal täglich getrunken werden sollten. Äußerlich haben sich die Pflanzenwirkstoffe der Aloe vera sowie der Mahonie, einer Berberitzenart, in Form von Salbe bewährt.

Akupunktur. Die Therapie mit Akupunktur wird unterschiedlich bewertet, mitunter kann der Juckreiz unterbunden werden. Akupunktiert werden darf nur in schubfreien Intervallen mit dem Ziel, diese Intervalle zu verlängern.

Homöopathie. Da die Schuppenflechte eine komplexe Erkrankung ist, empfiehlt sich eine individuelle homöopathische, konstitutionelle Behandlung. Bei starker Schuppenbildung bietet die Homöopathie z. B. Hydrocotyle asiatica, bei entzündlichen Herden Mahonia aquifolium oder Sulfur an.

Weiterführende Informationen

  • www.psoriasis-netz.de – Internetseite des Vereins www.Psoriasis-Netz.de, Berlin: Von Selbsthilfegruppen betriebenes Informationsportal mit umfangreichen Informationen zur Schuppenflechte und deren Behandlung.
  • www.psoriasis-kids.de – Internetseite der Psoriasis-Selbsthilfe-Arbeitsgemeinschaft e. V., Berlin: Speziell für Kinder und Jugendliche.
  • www.psoriasis-bund.de – Deutscher Psoriasis-Bund e. V., Hamburg: Informationen und Kontakt zu Selbsthilfegruppen.

| Von: Dr. Ute Koch, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Seborrhoisches Ekzem

Seborrhoisches Ekzem (seborrhoische Dermatitis): Schubweise verlaufende schuppende Hautentzündung, bevorzugt an Hautarealen mit hohem Anteil an Talgdrüsen. Bis zu 5 % der Bevölkerung leiden an der Hauterkrankung; besonders häufig trifft es Säuglinge, Männer ab dem 40. Lebensjahr und Frauen während oder nach den Wechseljahren. Ein erhöhtes Risiko tragen auch Parkinson-Patienten und HIV-Infizierte. Das seborrhoische Ekzem lässt sich gut behandeln, neigt jedoch bei Erwachsenen zu Rückfällen.

Leitbeschwerden

  • Scharf begrenzte, rötliche Entzündungsflächen mit gelblicher, fettiger Schuppung, überwiegend an behaarter Kopfhaut, Haaransatz, Stirn, Nasenlippenfurche, Genitalbereich, Rücken und über dem Brustbein
  • Fast immer Kopfschuppung
  • Selten Juckreiz.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn obige Leitbeschwerden auftreten bzw. diese sich trotz Behandlung nicht bessern.

Die Erkrankung

Als Ursache für das seborrhoische Ekzem vermutet man eine Überproduktion der Talgdrüsen (Seborrhoe), möglicherweise in Zusammenhang mit einem Überschuss an männlichem Sexualhormon, z. B. Testosteron, das die Talgproduktion stimuliert. Dieser Zusammenhang erklärt das häufige Auftreten des Ekzems v. a. bei Männern und bei Frauen während der Wechseljahre. Eine wichtige Rolle spielt vermutlich auch der – normalerweise harmlose – Hefepilz Pityrosporum ovale, der bei übermäßiger Vermehrung zu einer Entzündung der (mit den Talgdrüsen in Verbindung stehenden) Haarbälge führen kann. Eine erbliche Veranlagung zum seborrhoischen Ekzem ist bekannt und bei etwa 50 % der Bevölkerung nachweisbar. Stress, psychische und starke körperliche Belastungen verschlimmern die Erkrankung, Sonnenlicht bringt dagegen Besserung. Ob auch die Ernährung, insbesondere die Versorgung mit Zink und Vitaminen, einen Einfluss auf die Beschwerden hat, ist umstritten.

Die mildeste Form des seborrhoischen Ekzems ist die Pityriasis simplex, eine weißliche, feine Schuppung der Kopfhaut ohne Entzündungszeichen. Sie wird oftmals für normale Kopfschuppen gehalten.

Eine Sonderform ist das seborrhoische Säuglingsekzem (seborrhoische Säuglingsdermatitis), das innerhalb der ersten 3 Lebensmonate auftritt und meistens schon nach wenigen Wochen auch ohne Behandlung folgenlos abheilt. Charakteristisch sind gelbliche, fettige, fest haftende Schuppenkrusten, v. a. am behaarten Kopf (Milchschorf oder Gneis genannt), außerdem an den Augenbrauen, hinter den Ohren und am Hals. Milchschorf kann jedoch auch Anzeichen einer Neurodermitis sein. Selten breitet sich bei Säuglingen im 2. Lebensmonat das Ekzem auf den ganzen Körper aus und führt dann zu einem schweren Krankheitsbild mit Fieber, Erbrechen und Durchfall.

In der Regel ist das seborrhoische Ekzem eine zwar kosmetisch störende und häufig wiederkehrende, aber harmlose Hauterkrankung. Gelegentlich infizieren Bakterien die betroffenen Hautareale und verursachen verstärkte Entzündungsreaktionen. Bei starkem und wiederholtem Befall der Kopfhaut kann es manchmal zu Haarausfall kommen.

Das macht der Arzt

Meistens diagnostiziert der Hautarzt ein seborrhoisches Ekzem anhand der typischen Hautveränderungen und einer Befragung des Patienten. Abzugrenzen sind andere Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis, die ähnlich aussehen können. Eine mikroskopische Untersuchung der Schuppen bringt Klarheit.

Beim seborrhoischen Säuglingsekzem erfolgt die Kopfwäsche mit einem milden Babyshampoo, das Ablösen der Schuppen mit Salicylsäure in Ölivenöl.

Zur Behandlung der Kopfhaut bei Erwachsenen werden Shampoos mit einem pilztabtötendem Wirkstoff, einem Antimykotikum (z. B. Ketoconazol in Terzolin®) verwendet. Ausgeprägte Schuppen müssen vor der Kopfwäsche mit einem Keratolytikum (z. B. Salicylsäure in Squamasol®Gel) abgelöst werden. Bei stark entzündeter Kopfhaut verordnet der Arzt ein Kortisonpräparat (z. B. Mometason in Ecural®-Lösung), das für 2–3 Wochen auf den behaarten Kopf aufgetragen wird.

Für das Gesicht und andere Körperstellen eignen sich ebenfalls Antimykotika in Form von Cremes oder Lotionen (z. B. Ketoconazol in Nizoral® Creme), bei ausgeprägten Entzündungen außerhalb des Gesichtsbereichs vorübergehend auch Kortisonsalben oder cremes (z. B. Hydrocortison in Alfason®). Eine starke Schuppenbildung macht den Einsatz von Präparaten erforderlich, die Keratolytika wie Salicylsäure oder Harnstoff enthalten.

Selbstbehandlung

Bei starken Kopfschuppen kann in Absprache mit dem Arzt in regelmäßigen Abständen eine Kur mit Schuppenshampoo (z. B. Terzolin®) durchgeführt werden. Zwischenzeitlich sind milde Haarshampoos (z. B. Physiogel® oder ein Babyshampoo) empfehlenswert. Mitunter hilft auch Apfelessig: Zu gleichen Teilen mit Wasser verdünnt, wird er auf die betroffenen Stellen aufgetragen.

Vorsorge

Auch nachdem das akute Stadium eines seborrhoischen Ekzems abgeklungen ist, braucht die betroffene Haut intensive Pflege, um Rückfälle zu vermeiden oder zumindest zu verzögern. Geignet sind fettarme Basispräparate (Cremes), eventuell mit Zusatz von Salicylsäure oder Harnstoff. Da Stress und Anspannung einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben, empfiehlt sich als vorbeugende Maßnahme auch das Erlernen von Entspannungsmethoden, z. B. Autogenem Training oder Progressiver Muskelentspannung nach Jacobson.

Komplementärmedizin

Da das seborrhoische Ekzem u. a. auf eine Überproduktion der Talgdrüsen zurückzuführen ist, kombiniert die Komplementärmedizin in erster Linie Verfahren zur Reduktion der Talgbildung und Methoden zur Stabilisierung des Immunsystems mit Entspannungsverfahren.

Hydrotherapie. Eine verminderte Produktion der Talg- und Schweißdrüsen lässt sich durch Abreibungen mit verdünnten, alkoholischen Lösungen erreichen, alternativ auch durch Umschläge mit warmem Eichenrindensud. Bäder mit Fichtennadelextrakt (nicht länger als eine Viertelstunde) sind ebenfalls empfehlenswert. Nach dem Bad sollte auf eine Rückfettung der Haut durch Öle oder Lotionen allerdings verzichtet werden.

Lichttherapie. Da Sonnenstrahlung offensichtlich positive Auswirkungen auf seborrhoische Ekzeme hat, bieten sich neben einer Bestrahlung mit Höhensonne ausgedehnte Spaziergänge an (Luft- und Sonnenbad). Die klimatischen Bedingungen am Meer und im Gebirge haben einen besonders günstigen Einfluss. Hartnäckige Ekzeme reagieren oft auch gut auf eine Behandlung mit UVB-Strahlen.

Pflanzenheilkunde. Im Vordergrund stehen zum einen milde, die Haut zusammenziehende Pflanzenextrakte wie Eichenrinde, die auch als Fertigpräparate (z. B. Tannosynt® flüssig) zur Verfügung stehen. Zum anderen hat die Behandlung zum Ziel, die Schweißsekretion zu hemmen; dazu eignet sich z. B. Salbei, der sowohl innerlich als Tee genossen als auch äußerlich in Form von Kompressen verwendet werden kann.

Homöopathie. Gute Ergebnisse erzielen homöopathische Behandlungen mit Viola tricolor, insbesondere bei trockenem Milchschorf von Kindern. Graphites wird bei feuchtem Milchschorf mit gelblicher Sekretabsonderung empfohlen. Weiterhin verwendet werden Thuja occidentalis, Mercurius solubilis sowie Calcium carbonicum.

| Von: Dr. Ute Koch, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski