Orthopädie und Unfallmedizin

Ellenbogen und Unterarm

Ellenbogenschleimbeutel-Entzündung

Ellenbogenschleimbeutelentzündung (Bursitis olecrani, Studentenellenbogen): Überlastungs-, verletzungs- oder infektionsbedingte Entzündung des Schleimbeutels an der vom Ellenhaken gebildeten Ellenbogenspitze, oft als Folge häufiger Schreibtischarbeiten. Die Behandlung beinhaltet Ruhigstellung und entzündungshemmende Medikamente, bei bakterieller Entzündung Antibiotika. In hartnäckigen Fällen wird der Schleimbeutel operativ entfernt. Bleibende Folgen sind bei sachgerechter Therapie nicht zu erwarten.

Leitbeschwerden

  • Schwellung, oft auch Hautrötung und Überwärmung über der Ellenbogenspitze
  • Starke Druckschmerzhaftigkeit, v. a. das Aufstützen auf den Ellenbogen ist schmerzhaft
  • Spannungsgefühl und Schmerzen bei starker Beugung des Arms im Ellenbogengelenk
  • In akuten Fällen manchmal innerhalb des geröteten Bereichs sichtbarer Eiterherd, der nach außen durchbrechen und ein Loch in der Haut hinterlassen kann
  • Nach Verletzung gegebenenfalls anhaltende wässrige Absonderung aus einer Riss- oder Platzwunde an der Ellenbogenspitze.

Wann zum Arzt

Innerhalb der nächsten Tage, wenn Rötung, Schwellung und Schmerzen über der Ellenbogenspitze trotz Schonung und Kühlung fortbestehen

Am gleichen Tag, wenn ein Eiterherd durchgebrochen ist oder eine Riss- oder Platzwunde an der Ellenbogenspitze besteht.

Sofort bei Fieber und Schüttelfrost.

Die Erkrankung

An verschiedenen Stellen des Körpers liegen Schleimbeutel (Bursae) zwischen Knochenvorsprüngen und Haut, die als Stoßdämpfer fungieren. Einer dieser Schleimbeutel befindet sich direkt an der Ellenbogenspitze. Wird er überbeansprucht, etwa bei ständigem Aufstützen auf den Ellenbogen (Studentenellenbogen), bei einem Sturz verletzt oder durch Harnsäurekristalle bei Gicht gereizt, kann er sich entzünden. Die Schleimhaut, die den Ellenbogenschleimbeutel auskleidet, produziert dann vermehrt Flüssigkeit, der Beutel schwillt an. Nach einer Verletzung blutet es gelegentlich hinein, was die Schwellung noch verstärkt. Selten dringen über offene Wunden Staphylokokken oder andere Bakterien in den Schleimbeutel ein und führen dort zu einer hoch schmerzhaften, eitrigen Infektion. Infolge vermehrter Wassereinlagerung (Ödem) wird dabei oft der Ellenbogen dick.

Unbehandelt führt eine eitrige Entzündung des Ellenbogenschleimbeutels manchmal zu schweren Allgemeininfektionen (Sepsis). Nicht-eitrige Entzündungen verlaufen oft äußerst langwierig, wenn die auslösenden Umstände bestehen bleiben.

Das macht der Arzt

Die körperliche Untersuchung zeigt eine deutliche Schwellung am Ellenbogen mit Druckschmerz und eventuell Überwärmung. Bei akuten Erkrankungen punktiert der Arzt gelegentlich den Schleimbeutel, um eine Infektion oder Gicht als Ursache auszuschließen.

Den betroffenen Ellenbogen zu schonen, ist die erste, manchmal auch einzig erforderliche Behandlungsmaßnahme. In manchen Fällen ist es dazu sinnvoll, den Ellenbogen in einer Oberarmschiene ruhig zu stellen. Eine bakterielle, eitrige Infektion erfordert außerdem eine Behandlung mit Antibiotika. Bei den sehr viel häufigeren, nicht-eitrigen Entzündungen unterstützen entzündungshemmende Medikamente (NSAR, z. B. Diclofenac) in Salben- oder Tablettenform die Heilung. Reichen diese Behandlungsmaßnahmen nicht aus, entschließen sich manche Ärzte dazu, den Schleimbeutel anzustechen und mit einer Spritze Flüssigkeit abzuziehen. Zusätzliches Einspritzen von Kortisonpräparaten hilft, ein rasches Nachlaufen des Schleimbeutelinhalts zu verhindern. Wenn dies nicht gelingt, bleibt oft nur die operative Entfernung des Schleimbeutels. Bis zur sicheren Wundheilung stellt der Arzt den operierten Ellenbogen weiterhin in einer Oberarmschiene ruhig.

Eine frische Verletzung im Bereich des Schleimbeutels heilt bei rechtzeitiger Säuberung und Wundversorgung oft folgenlos. Bei veralteten Wunden ist der Schleimbeutel meist so entzündet, dass ihn der Arzt entfernen muss.

Weiterführende Informationen

www.bursitis-olecrani.de – Internetseite der Schmerzklinik am Arkauwald, Bad Mergentheim: Informationen zur Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen.

| Von: Dr. med. Michael Bedall, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Ellenbogenverrenkung und Chassaignac-Lähmung

Ellenbogenverrenkung (Ellenbogenluxation, humeroulnare Luxation): Auskugeln des Ellenbogengelenks zwischen Oberarmknochen und Elle, meist beim Sturz auf den ausgestreckten Arm. Um Dauerschäden an Nerven und Gefäßen zu vermeiden, ist eine schnellstmögliche Einrenkung erforderlich, gefolgt von einer mehrwöchigen Ruhigstellung. Begleitverletzungen an Knochen, Nerven oder Blutgefäßen benötigen – ebenso wie eine ausgeprägte Instabilität des Ellenbogengelenks – eine operative Behandlung.

Chassaignac-Lähmung (Pronation douloureuse, Radiusköpfchen-Subluxation): Herausrutschen des Speichenköpfchens (Radiusköpfchen) aus dem Ringband, in dem es gefasst ist. Es handelt sich dabei um eine Teilausrenkung (Subluxation). Ursache dieser häufigen Verletzung im Kleinkindalter ist ein starker Zug am gestreckten Arm. Mit einem einfachen Griff erreicht der Arzt, dass das Speichenköpfchen wieder in seine normale Position zurückrutscht.

Leitbeschwerden

  • Deformiertes, weitgehend bewegungsunfähiges Ellenbogengelenk
  • Schmerzen und zunehmende Schwellung
  • Eventuell Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Unterarm und Hand
  • Bei Chassaignac-Lähmung gestreckter, einwärts gedrehter Arm.

Wann zum Arzt

Sofort bei Bewegungsunfähigkeit des Ellenbogens und/oder Taubheitsgefühlen des Unterarms und der Haut

Die Erkrankung

Der Ellenbogen ist nach der Schulter am zweithäufigsten von einer Verrenkung betroffen. Typischerweise schlägt oder hebelt ein Sturz auf den gestreckten Arm den Unterarm aus dem Ellenbogengelenk heraus, in den meisten Fällen nach hinten (zur Streckseite des Ellenbogens), nur selten nach vorne oder zur Seite.

Chassaignac-Lähmung. Einen anderen Entstehungsmechanismus hat die Chassaignac-Lähmung, eine ebenso harmlose wie schmerzhafte Verletzung, die ausschließlich bei Kindern vorkommt. Hier ist es ein heftiger Zug oder Ruck am gestreckten Arm, der das Speichenköpfchen aus seiner Position unter dem Ringband rutschen lässt. Beim Nachlassen des Zugs klemmt sich das Band schmerzhaft zwischen Oberarmknochen und Speichenköpfchen ein. Da diese Verletzung häufig eintritt, wenn das Kind am Arm (zurück)gezerrt wird, trägt sie auch den englischen Namen Nurse Elbow (Kindermädchen-Ellenbogen). Der Verlauf ist typisch: Das Kind beginnt plötzlich zu weinen, hält einen Arm gestreckt und benutzt ihn nicht mehr. Der Arm wirkt dadurch oft wie gelähmt.

Das macht der Arzt

Meist ist die Ellenbogenverrenkung als typische Blickdiagnose für den Arzt sofort erkennbar. Röntgenaufnahmen dienen dazu, begleitende Knochenbrüche auszuschließen. Nach der Diagnose richtet der Arzt die Verrenkung schnellstmöglich ein, um eine anhaltende Quetschung oder Überdehnung der benachbarten Nerven und Blutgefäße mit dauerhaften Folgeschäden zu vermeiden. Vor dem Einrichten spritzt er in der Regel starke Schmerz- und Beruhigungsmittel, damit der Patient nicht durch Muskelanspannung die Manipulation erschwert. Bei einer Krankenhausbehandlung kommen auch Kurznarkosen zum Einsatz.

Nach der Einrichtung wird der Arm daraufhin untersucht, ob das Ellenbogengelenk ausreichend stabil ist. Da bei der Verrenkung meist Teile der Gelenkkapsel und -bänder zerreißen, besteht die Gefahr, dass sich das Gelenk nach dem Einrichten rasch wieder ausrenkt. Anhaltende Durchblutungs- oder Gefühlsstörungen in Unterarm und Hand weisen auf eine Verletzung von Hauptadern oder Nerven im Ellenbogenbereich hin.

Bei Knochenbrüchen, aber auch bei starker Instabilität, Blutgefäß- und Nervenverletzungen ist eine Operation meist unumgänglich. In jedem Fall stellt der Arzt den verletzten Ellenbogen in einer (Gips-)Schiene für 2–3 Wochen ruhig. Nach Abklingen der akuten Schmerzen verordnet der Arzt meist Bewegungsübungen unter krankengymnastischer Anleitung.

Bei einer Chassaignac-Lähmung ist die Behandlung einfacher und kürzer: Durch einen (erneuten) Längszug am Arm ermöglicht der Arzt dem eingequetschten Ringband, sich aus der Einklemmung zu lösen. Das Speichenköpfchen gleitet anschließend unter sanftem Druck wieder in seine normale Position im Ringband. Nach diesem Manöver kann das Kind den betroffenen Arm schnell wieder normal bewegen, doch traut es sich meist nicht gleich. Mit ein wenig Ablenkung wird es in der Regel dann doch nach einem begehrten Objekt (Schnuller, Lieblingskuscheltier) greifen, was den Erfolg des Manövers beweis

| Von: Dr. med. Michael Bedall, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Ellenhakenbruch

Ellenhakenbruch (Olekranonfraktur): Bruchverletzung des Ellenhakens. Ursache ist meist ein Sturz nach hinten oder zur Seite mit direktem Aufprall auf den angewinkelten Ellenbogen. Die Verletzung verlangt in der Regel eine operative Therapie. Die Prognose ist gut; bei verbleibenden Fehlstellungen der Gelenkfläche zwischen Ellenhaken und Oberarmknochen entsteht jedoch manchmal langfristig eine Arthrose des Ellenbogengelenks.

Leitbeschwerden

  • Schmerzen und zunehmende Schwellung an der Ellenbogenspitze
  • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung im Ellenbogengelenk.

Wann zum Arzt

Noch am selben Tag, wenn nach einem Sturz die oben genannten Beschwerden auftreten

Die Erkrankung

Beim Sturz auf den gebeugten Ellenbogen, mit dem der Fallende sich abzufangen versucht, kommt es nicht selten zu einer Verletzung des – exponiert gelegenen – Ellenhakens (Olecranon ulnae), der die Ellenbogenspitze bildet. Der Bruch ist meist instabil, weil am Ellenhaken die untere Sehne des Trizepsmuskels (dreiköpfiger Oberarmmuskel) ansetzt, der normalerweise beim Zusammenziehen den Ellenbogen streckt. Wenn der Ellenhaken gebrochen ist, zieht der Muskelzug das Bruchstück von der übrigen Elle weg und bringt damit den Bruchspalt zum Klaffen.

Das macht der Arzt

Beim Abtasten des Ellenbogens findet der Arzt den Hauptschmerzpunkt direkt über dem Ellenhaken. Röntgenaufnahmen sichern die Diagnose. Wegen der Instabilität des Bruchs erfordert die Verletzung fast immer eine Operation. Die am häufigsten verwendete Operationsmethode ist die Zuggurtung mit kleinen Drahtnägeln und einer Drahtschlaufe. Eine anschließende Ruhigstellung in einer Oberarm(gips-)schiene empfiehlt sich allenfalls bis zur Heilung der Wunde. Schon nach einigen Tagen beginnen Bewegungsübungen, um die Beweglichkeit im Gelenk zu erhalten. Das eingebrachte Metall verbleibt 6–12 Monate im Körper.

| Von: Dr. med. Michael Bedall, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Speichenköpfchenbruch

Speichenköpfchenbruch (Radiusköpfchenfraktur): Bruchverletzung am oberen Ende der Speiche (Speichen- oder Radiusköpfchen) neben dem Ellenbogengelenk, meist beim Sturz auf den ausgestreckten Arm. Das kleine Speichenköpfchen prallt dabei gegen das massivere, untere Ende des Oberarmknochens und zerschlägt sich dabei. Unverschobene Brüche werden zwei Wochen im Gips ruhig gestellt, verschobene operiert. Meist heilt die Verletzung folgenlos.

Leitbeschwerden

  • Schmerzen im Ellenbogen, meist auch im Unterarm und Handrücken
  • Zunehmende Schwellung der Streck- und Außenseite des Ellenbogens
  • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung im Ellenbogengelenk, v. a. bei der Umwendbewegung der Hand und Streckung.

Das macht der Arzt

Die Schmerzsymptomatik ist wenig hilfreich für die Diagnose, da der Unterarm und die Hand beim Bruch des Speichenköpfchens manchmal stärker schmerzen als der Ellenbogen; dies beruht auf dem Verlauf des Speichennervs, der am Speichenköpfchen vorbei über die Streckseite des Unterarms zum Handrücken zieht. Befindet sich der Hauptdruckschmerz über dem Speichenköpfchen und nimmt er beim Drehen des Unterarms deutlich zu, besteht der Verdacht auf einen Speichenköpfchenbruch, es werden dann entsprechende Röntgenaufnahmen angeordnet. In Zweifelsfällen klärt ein CT die Diagnose.

Bei Brüchen, die nicht oder nur wenig verschoben sind, ist eine Oberarm(gips)schiene für 1–3 Wochen ausreichend. Nach Abklingen der akuten Schmerzen verordnet der Arzt krankengymnastische Bewegungsübungen. Stärker verschobene Brüche erfordern eine operative Therapie. Abhängig vom Grad der Zertrümmerung setzt der Arzt das Speichenköpfchen mit kleinen Schrauben wieder zusammen oder entfernt es vollständig.

Nach Entfernung des Speichenköpfchens entwickeln sich manchmal Fehlstellungen im Ellenbogen und eventuell auch im Handgelenk. Trotzdem sind die Patienten meist beschwerdefrei und empfinden keine Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit. Eine Alternative zur ersatzlosen Entfernung stellt das Einsetzen einer Speichenköpfchenprothese (Radiusköpfchenprothese) dar.

| Von: Dr. med. Michael Bedall, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Tennisarm und Golferellenbogen

Tennisarm (Tennisellenbogen, Epicondylitis humeri radialis): Überlastungsbedingte Reizung des Sehnenansatzes der langen Hand- und Fingerstreckmuskeln an der Außenseite des Ellenbogens.

Golferellenbogen (Werferellenbogen, Epicondylitis humeri ulnaris): Überlastungsbedingte Reizung des Sehnenansatzes der langen Hand- und Fingerbeugemuskeln an der Innenseite des Ellenbogens.

Der Tennisellenbogen ist zehn- bis zwanzigmal häufiger als der Golferellenbogen. Die Therapie besteht in erster Linie aus Schonung und Ruhigstellung sowie Verordnung von entzündungshemmenden Medikamenten. In hartnäckigen Fällen verspricht eine Operation Erfolg. Die Erkrankungen heilen in der Regel vollständig.

Leitbeschwerden

  • Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens, in die Streckseite des Unterarms ausstrahlend
  • Druckschmerz an der Außenseite des Ellenbogens, oft auch im Verlauf der Streckmuskulatur am Unterarm
  • Schmerzen beim Ballen der Faust und beim Festhalten eines Gegenstands mit durchgestrecktem Arm
  • Zunehmende Schmerzen bei Überstreckung des Handgelenks und der Finger gegen Widerstand
  • Zunehmende Schmerzen bei passiver Beugung von Handgelenk und Fingern.

Golferellenbogen:

  • Schmerzen an der Innenseite des Ellenbogens, in die Beugeseite des Unterarms ausstrahlend
  • Druckschmerz an der Innenseite des Ellenbogens, oft auch im Verlauf der Beugemuskulatur am Unterarm
  • Schmerzen beim Ballen der Faust und beim Festhalten eines Gegenstands mit durchgestrecktem Arm
  • Zunehmende Schmerzen bei Beugung des Handgelenks und der Finger gegen Widerstand
  • Zunehmende Schmerzen bei passiver Überstreckung von Handgelenk und Fingern.

Wann zum Arzt

Bei Gelegenheit, wenn sich die Beschwerden durch Schonung des betroffenen Arms nicht innerhalb einiger Wochen bessern

Die Erkrankung

Bei Tennis- und Golferellenbogen handelt es sich um Sehnenansatzentzündungen (Insertionstendopathien, Myotendinosen); die Fachausdrücke bezeichnen schmerzhafte Reizzustände im Bereich eines Sehnenansatzes (also am Übergang Muskel-Sehne-Knochen), die infolge von Fehl- oder Überbeanspruchung auftreten. Dabei entstehen kleinste Einrisse in den Sehnenansätzen, die sich bei fortbestehender Reizung zunehmend entzünden. Dies geschieht v. a. bei längerer, ungewohnter Beanspruchung und untrainierter Muskulatur, bei anhaltender, einseitiger Belastung im Beruf (z. B. Schreiben auf einer Tastatur oder Klavierspielen) und beim Sport. Falsche Technik oder ungeeignetes Sportgerät (z. B. ein schlechter Tennisschläger) sind häufige Ursachen von Sehnenansatzentzündungen.

Woher stammt die Bezeichnung Tennis- bzw. Golferellenbogen? Beim Tennis, v. a. beim Rückhandschlag, ist die Streckmuskulatur von Hand und Fingern sehr stark beansprucht, während beim Golf und beim Werfen besonders die Hand- und Fingerbeuger betroffen sind. Die Sehnen dieser Muskeln setzen jeweils an Knochenvorsprüngen an, die sich an der Außen- beziehungsweise Innenseite des Ellenbogens befinden.

Das macht der Arzt

Der Arzt stellt die Diagnose anhand der typischen Beschwerden. Nur in Zweifelsfällen sind manchmal zusätzliche Untersuchungen nötig, etwa um ein Nervenengpasssyndrom des Speichennervs oder einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule als Ursache der Schmerzen auszuschließen.

Die wichtigste Therapie besteht darin, den betroffenen Arm konsequent zu schonen und Schmerzen strikt zu meiden. Das bedeutet bei Sportlern: Sportpause.

In schweren Fällen veranlasst der Arzt eine zusätzliche Ruhigstellung, indem er eine Unterarmschiene mit Einschluss von Handgelenk und Fingern anlegt. Als Alternative bietet sich eine vorgefertigte Epicondylitisbandage an; dabei handelt es sich um eine Manschette, die den ellenbogennahen Unterarm umfasst.

Zusätzlich verordnet der Arzt meist entzündungshemmende Medikamente, üblicherweise in Form von Salben (NSAR, z. B. Diclofenac in Voltaren®). Eine sehr gute Wirkung zeigt auch das Einspritzen von Kortisonpräparaten, bei Bedarf gemischt mit lokalen Betäubungsmitteln (z. B. Lidocain) direkt in den Bereich des betroffenen Sehnenansatzes. Als weitere Behandlungsmöglichkeiten empfehlen sich physikalische Verfahren wie Iontophorese, Ultraschall, Quermassage der Handgelenksmuskulatur (Querfriktion) oder Dehnung der betroffenen Muskeln. Gute Therapieerfolge bringt oft auch die extrakorporale Stoßwellentherapie.

Falls die Beschwerden trotz dieser Maßnahmen nicht abklingen oder nach kurzer Zeit wiederkehren, ist eine Operation in Betracht zu ziehen, jedoch frühestens nach einem Jahr konsequenter, konservativer Therapie. Bei der am häufigsten durchgeführten Operation nach Wilhelm kerbt der Arzt die betroffenen Sehnen nahe ihrem Ansatz ein und unterbricht oder verödet die schmerzleitenden Nervenfasern rund um den Sehnenansatz. Eine Variante stellt die minimal-invasive Tenomyotomie dar.

Die Erkrankung heilt fast immer folgenlos. Bis zum vollständigen Abklingen der Beschwerden vergehen aber manchmal mehrere Monate.

Selbsthilfe

Testen Sie aus, ob Ihrem schmerzenden Ellenbogen eher Kälte oder Wärme guttut. Oft zeigt bei akuten Schmerzen Kälte eine bessere Wirkung, bei chronischen Beschwerden dagegen Wärme.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Bei starken Schmerzzuständen von Sehnen-, Bändern- und Muskelansätzen soll die Einnahme von Johanniskraut (z. B. Helarium® 425) helfen, das normalerweise bei vorübergehenden depressiven Verstimmungen verordnet wird. Weitere häufig eingesetzte Phytopharmaka sind Präparate mit Arnika (z. B. arnica-loges® Gel oder Hyzum N® Tinktur) oder Kombinationspräparate aus ätherischen Ölen wie Bergamotte-, Lavendel-, Orangen- und Zitronenöl zum Einreiben (z. B. enthalten in Pin-Alcol® Lösung); ihre Wirkung ist jedoch schwächer als die der synthetischen Schmerzmittel.

Akupunktur. Der Tennisellenbogen gehört zu den Indikationen, für die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Behandlung mit Akupunktur empfiehlt.

Homöopathie. Die Homöopathie empfiehlt u. a. Acidum fluoricum oder Bryonia zur Linderung der Beschwerden.

Vorsorge

Wer zu Tennis- oder Golferellenbogen neigt tut gut daran, sich eine Epicondylitisbandage zuzulegen. Prophylaktisch in Arbeit und Sport bei riskanten Bewegungsabläufen getragen, schützt sie in begrenztem Umfang oft vor einem erneuten Auftreten der Erkrankung. Bei Risikosportarten wie Tennis, Squash, Golf oder Wurfsport sind neben einer korrekten Technik insbesondere ein langsamer Trainingsaufbau und eine ausreichende Aufwärmphase vorbeugend wirksam. Tennisspieler profitieren manchmal davon, ihren gewohnten Schläger gegen einen flexibleren und weniger kopflastigen auszutauschen.

| Von: Dr. med. Michael Bedall, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Unterarmbruch

Unterarmbruch: Isolierter Bruch von einem der beiden Unterarmknochen – als Ellenbruch (Ulnafraktur) oder Speichenbruch (Radiusfraktur) – oder beider Unterarmknochen zugleich als kompletter Unterarmbruch. Am häufigsten ist die Speiche betroffen, etwas seltener beide Unterarmknochen, in Ausnahmefällen nur die Elle. Als Ursache findet sich meist ein Sturz auf den ausgestreckten Arm. Brüche im Schaftbereich des Unterarms werden bei Erwachsenen fast immer operiert, Brüche am Handgelenk dagegen nur bei stärkerer Verschiebung. Wenn keine nennenswerte Fehlstellung verbleibt, heilen Unterarmbrüche in der Regel ohne bleibende Beschwerden oder Funktionseinbußen.

  • Starke, bewegungsabhängige Schmerzen in Unterarm und/oder Handgelenk mit schmerzhafter Bewegungseinschränkung
  • Zunehmende Schwellung an Unterarm oder Handgelenk
  • Häufig sichtbare Fehlstellung (Abknickung des Unterarms in Gabelstellung oder Bajonettstellung des Handgelenks).

Wann zum Arzt

Noch am selben Tag, wenn nach einem Sturz die oben genannten Beschwerden auftreten

Die Erkrankung

Bei Brüchen, die sehr nah am Handgelenk liegen, spricht der Arzt oft von „gebrochenem Handgelenk“, was jedoch medizinisch nicht korrekt ist. Meist handelt es sich dabei um einen körperfernen, also distalen Speichenbruch (distale Radiusfraktur), den häufigsten Knochenbruch des gesamten Körpers.

Typische Ursachen von Unterarmbrüchen sind – neben dem Sturz auf den ausgestreckten Arm – gewaltsame Verbiegungen, Stauchungen oder Verdrehungen des Unterarms bei Verkehrsunfällen. Seltener führt ein direkter Anprall zu der Verletzung, etwa bei der Abwehr eines Schlags (Parierfraktur). Eine seltene, aber gefürchtete Komplikation bei allen Unterarm- und Handgelenkbrüchen ist die Sudeck-Erkrankung.

Bei der Sudeck-Erkrankung (Morbus Sudeck, komplexes regionales Schmerzsyndrom Typ I) handelt es sich um eine chronische Schmerzkrankheit, die in seltenen Fällen nach (eventuell geringfügigen) Verletzungen und Operationen auftritt. Der gesamte Heilungsverlauf ist dabei gestört; es entsteht eine fortschreitende Ernährungsstörung (Dystrophie), die im Endstadium zum Funktionsverlust des erkrankten Körperteils führt. Die genauen Ursachen sind nicht bekannt; neuerdings diskutieren Wissenschaftler eine Störung der Schmerzweiterleitung in Rückenmark und Gehirn. Als Risikofaktoren gelten eine ungenügende Ruhigstellung und andauernde Schmerzen besonders nach Brüchen des Handgelenks oder der Handwurzel.

Typisch ist ein stadienhafter Verlauf: Im Stadium I tritt eine akute Entzündung mit brennenden Ruhe- und Bewegungsschmerzen, Berührungsempfindlichkeit, Schwitzen, teigiger Schwellung und Überwärmung der Hand auf, meist 6–8 Wochen nach dem Unfall oder der Operation. Im Stadium II, nach etwa 2–3 Monaten, schwillt die Hand ab; die Ruheschmerzen bessern sich. Es zeigt sich jedoch zunehmend eine Durchblutungs- und Ernährungsstörung mit kühler, blasser Haut und Steifwerden der Gelenke. Im Stadium III, nach 3–16 Monaten, ist ein deutlicher Muskelabbau mit Kraftminderung und Muskelverkürzung feststellbar. Hand- und Fingergelenke lassen sich nur noch eingeschränkt bewegen. Die Übergänge zwischen den Stadien sind fließend. In den ersten beiden Stadien kann die Sudeck-Erkrankung heilen; im Stadium III sind die Veränderungen nicht mehr rückgängig zu machen. Die Therapie besteht im Stadium I v. a. in Ruhigstellung, in Stadium II und III vorwiegend in aktiven Bewegungsübungen. Je nach Krankheitsverlauf erfolgt daneben eine Behandlung mit Schmerzmitteln, z. B. NSAR, Kortisonpräparaten, Nervenblockaden und physikalischer Therapie, z. B. Lymphdrainage, Reizstrom. Die besten Chancen für eine Heilung sind dann gegeben, wenn die Therapie möglichst frühzeitig beginnt.

Das macht der Arzt

Den Unterarmbruch erkennt der Arzt meist sofort an der typischen Schonhaltung, bei der die gesunde Hand den verletzten und schmerzenden Arm abstützt. Ein Druckschmerz an typischer Stelle des Unterarms bestätigt die Diagnose. Als sicheres Knochenbruchzeichen gilt eine sichtbare Fehlstellung des Unterarms oder Handgelenks. Röntgenaufnahmen sichern die Diagnose und helfen dem Arzt bei der Therapieentscheidung.

Brüche im Schaftbereich der Unterarmknochen werden heute bei Erwachsenen fast immer mit einer Platte verschraubt. Bei Verzicht auf eine Operation drohen bleibende Fehlstellungen, die in Kombination mit der erforderlichen, langen Ruhigstellung häufig die spätere Beweglichkeit des Arms mindern. Betroffen ist dabei insbesondere die Umwendbewegung des Unterarms, die im Alltag eine wichtige Rolle spielt. Nach der Operation erübrigt sich eine Ruhigstellung im Gips. Jedoch sind erst nach vier Monaten stärkere Belastungen erlaubt, etwa das Heben schwerer Lasten oder das Abstützen auf dem operierten Arm. Wenn die eingebrachten Metallteile keine Beschwerden verursachen, bleiben sie im Knochen. Ansonsten werden sie 1,5–2 Jahre nach der Operation entfernt.

Für eine konservative Behandlung eignen sich unverschobene, isolierte Ellen- oder Speichenschaftbrüche sowie Unterarmschaftbrüche bei Kindern und bei Patienten mit stark erhöhtem Operationsrisiko. Je nach Fortschreiten der Bruchheilung sind 4–10 Wochen Ruhigstellung erforderlich, zunächst in einer Oberarmgipsschiene, dann im geschlossenen Oberarmgips.

Ellen- und Speichenbrüche in Nähe des Handgelenks wird der Arzt operativ stabilisieren, wenn sie stärker verschoben sind. Das gilt insbesondere dann, wenn sie die Gelenkfläche einbeziehen. Bei wenig verschobenen Brüchen ist oft eine konservative Behandlung ausreichend. Dabei richtet der Arzt zunächst den Bruch in örtlicher Betäubung oder einer kurzen Narkose ein. Anschließend legt er, je nach Lage des Bruchs, eine Ober- oder Unterarmschiene aus Gips an. Wenn die Weichteile nach einigen Tagen abgeschwollen sind, ersetzt er die offene Schiene durch einen rundum geschlossenen Gipsverband, der weitere 4–6 Wochen verbleibt. Röntgenkontrollen helfen dem Arzt gegebenenfalls, den Heilungsfortschritt zu überwachen. Stellt er trotz Gipsruhigstellung ein Verrutschen der Bruchstücke fest, wird er doch noch zur Operation raten.

Zur operativen Stabilisierung verwendet der Chirurg je nach Bruchform Drähte, Schrauben und Metallplatten, bei Weichteilverletzungen oder ausgeprägter Knochenzertrümmerung auch einen äußeren Spanner. Auf eine zusätzliche Gipsruhigstellung wird meist verzichtet. Drähte und Spanner entfernt der Arzt bereits nach 4–6 Wochen, Schrauben und Platten meist erst nach sechs bis zwölf Monaten.

Bei Kindern führt ein Sturz auf den ausgestreckten Arm oft zu einer Wulstfraktur oder einem Grünholzbruch des Unterarms. Ähnlich wie bei einem grünen Ast sind dabei die Bruchstücke nicht vollständig voneinander getrennt, sondern noch von Teilen der äußeren Knochenhaut (in Analogie zur Baumrinde) zusammengehalten. Bei den häufigen Brüchen am körperfernen Speichenende reicht eine Ruhigstellung von 2–3 Wochen Dauer, da sie stabil sind und sehr rasch verheilen.

Generell wird bei kindlichen Knochenbrüchen eine mäßige Abknickung oder Verschiebung eher toleriert als bei Erwachsenen, da sich eine Fehlstellung durch das weitere Knochenwachstum meist wieder ausgleicht. Ist dennoch eine Operation notwendig, bieten sich je nach Verletzungsform zwei Techniken an: Brüche im Schaftbereich stabilisiert der Chirurg meist mit einem elastischen Nagel, den er in die Markhöhle einbringt. Bei Brüchen in Gelenknähe verwendet er dagegen dünne, den Knochen kreuzende Drähte.

Selbsthilfe

Eine sofortige Kühlung mit Eisbeuteln oder Kühlpacks lindert die Schmerzen und verringert die Schwellung. Beim Transport zum Arzt schmerzt der verletzte Arm oft weniger, wenn er angewinkelt und mit einem Tuch oder Kleidungsstück vor der Brust gehalten wird.

Komplementärmedizin

Zur Linderung der Schmerzen sowie zur Unterstützung des Heilungsprozesses kommen bei Handgelenk- und Unterarmbrüchen als komplementärmedizinische Maßnahmen v. a. Magnettherapie, Homöopathie und Akupunktur in Betracht.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Stichwortsuche Unterarmfraktur: Ärztliche Leitlinie zu Diagnostik und Therapie der Erkrankung.
  • www.handerkrankungen.de/radiusfraktur – Internetseite des leitenden Arztes der Klinik für Handchirurgie, Essen: Übersichtliche Darstellung des Speichenbruchs.

| Von: Dr. med. Michael Bedall, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski